Klimaanpassung
Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sind – ergänzend zum Klimaschutz – immer wichtiger, um den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken.
Hitzeangepasste Siedlungsentwicklung: Mehr Grün für die Stadt, Massnahmen gegen Hitze und Trockenheit und besserer Umgang mit Starkniederschlägen. Das Klima verändert sich – die Stadt Aarau auch.
Möchten Sie wissen, ob Sie an einem hitzebelasteten Ort wohnen? Konsultieren Sie die kantonalen Klimakarten. Der kantonale Leitfaden «Hitzeangepasste Siedlungsentwicklung» zeigt, mit welchen Massnahmen ein angenehmes Siedlungsklima geschaffen wird und wie das Thema in Planung, Bau und Betrieb verankert und umgesetzt werden kann.
Welche Massnahmen zur Klimaanpassung packt die Stadt Aarau an?
Klimaanpassungstrategie
Aufbauend auf den kantonalen Grundlagen (Klimakarten, Leitfaden) hat die Stadt Aarau eine Klimaanpassungsstrategie bzw. das Konzept Hitzeangepasste Siedlungsentwicklung erarbeitet, das am 19. September 2022 vom Aarauer Stadtrat verabschiedet wurde.
Flyer Klimaanpassungsstrategie Konzept Hitzeangepasste Siedlungsentwicklung - Zusammenfassung [pdf, 5.6 MB]
Klimaanpassungsstrategie - Konzept Hitzeangepasste Sitzungsentwicklung - vom Stadtrat beschlossen am 19. September 2022 [pdf, 12.3 MB]
Die Klimaanpassungsstrategie der Stadt Aarau will die klimabedingten Risiken für Aarau minimieren und dafür sorgen, dass sich Gesellschaft und Umwelt möglichst gut an die Folgen des Klimawandels anpassen können.
Inhalte der Aarauer Klimaanpassungsstrategie
- Warum eine Klimaanpassungsstrategie?
- Zielsetzungen
- Handlungsmöglichkeiten und Handlungsansätz
- Die drei Planungshilfen:
Teilkonzeptplan Hitzeminderung
Teilkonzeptplan Entlastungssystem
Teilkonzeptplan Kaltluftsystem - Ausblick
- Weiterführende Links
Warum eine KLimaanpassungsstrategie?
Der Klimawandel, die zunehmende Überbauung und Versiegelung sowie fehlende und schlecht vernetzte Grünflächen führen zu einer stetig ansteigenden Hitzebelastung für die Bevölkerung. Da die Hitzebelastung im Siedlungsgebiet gegenüber dem Umland bis zu 10°C höher ist, wird von einem Hitze- oder Wärmeinseleffekt gesprochen. Besonders Hitzetage mit Temperaturen über 30°C und Tropennächte mit Temperaturen, die nicht unter 20°C fallen, führen zu negativen Auswirkungen auf die Gesundheit bis hin zu hitzebedingten Todesfällen. Besonders ältere Menschen, Kranke, Schwangere und Kleinkinder sind gesundheitlich betroffen. Neben gesundheitlichen Aspekten haben Hitzewellen zunehmend auch volkswirtschaftliche Konsequenzen, da die Hitzeeffekte zu Leistungseinbussen und Konzentrationsproblemen bei der Arbeit führen. Um die Lebensqualität der Bevölkerung in Bezug auf die klimatischen Bedingungen sowohl heute als auch in der Zukunft bestmöglich zu gewährleisten, sind gezielte Massnahmen in der Stadt Aarau zur Minderung von Hitzeeinwirkungen vorzunehmen. Ziel ist, die Aufenthaltsqualität im Aussenraum am Tag und die Erhaltung der Durchlüftung in der Nacht zu verbessern. Das Konzept Hitzeangepasste Siedlungsentwicklung der Stadt Aarau umfasst dazu eine Strategie zur hitzeangepassten Siedlungsentwicklung inkl. strategischen Zielen sowie drei massnahmenorientierte Umsetzungskonzepte bzw. Planungshilfen.
Zielsetzungen
Die Aarauer Klimaanpassungsstrategie formuliert vier Hauptziele, wobei bei der Zielerreichung immer die gleichzeitige Erhöhung der Aufenthaltsqualität und Biodiversität angestrebt wird.
I. Klimatisches Kaltluftsystem erhalten
II. Entlastungswirkung mit Grün- und Freiraumstrukturen schaffen
III. Hitzeminderung mit Wasser, Pflanzen und Materialisierung fördern
IV. Klimaangepasstes Verhalten, Entwickeln und Realisieren fördern
handlungsmöglichkeiten und handlungsansätze
Die vielfältigen Massnahmen zur Dämmung von Hitzebelastung im Siedlungsgebiet werden in drei Themenbereiche unterteilt:
- Klimatische Systeme: Kaltluftentstehungsgebiete, Kaltluftleitbahnen und Frischluftkorridore leisten einen wertvollen Beitrag zur Kühlung und einer Reduzierung der Wärmebelastung in Siedlungsgebieten.
- Frei und Grünräume: Wenn sie qualitativ hochwertig gestaltet sind, erhöhen sie nicht nur die Lebensqualität, sondern tragen durch ihre kühlende Funktion zur Hitzereduktion bei.
- Wasser, Pflanzen und Materialien: Sie sind wichtige Gestaltungselement für Frei und Grünräume. Sie tragen jedoch nicht nur zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität bei, sondern können durch einen gezielten Einsatz einer Überhitzung von Flächen und Baukörpern entgegenwirken. Das Regenwassermanagement im Sinne des Schwammstadtprinzips ist mitzudenken.
Eine Übersicht über das Handlungsspektrum zur Dämmung von Hitzebelastung im Siedlungsgebiet finden Sie hier.
Die Drei Planungshilfen
1. Teilkonzeptplan Hitzeminderung |
Der Teilkonzeptplan Hitzeminderung zeigt für die ganze Stadt, wie die Wärmebelastung in den verschiedenen Siedlungsstrukturtypen angegangen werden kann. Jedem Siedlungsstrukturtyp ist ein Massnahmenpaket bzw. Massnahmenportfolio zugeordnet. So wird auf konzeptionelle Weise eine flächendeckende Verortung der Massnahmen erreicht. Je nach Siedlungsstrukturtyp muss die richtige Mischung gefunden werden. Planende und Bauende sowie die Stadtverwaltung können hier tätig werden. Die Planungshilfe unterscheidet im Weiteren zwischen Ansätzen, die ihre Wirkung vor allem tagsüber respektive eher nachts entfalten. Massnahmen mit hoher Wirkung sind im Massnahmenportfolio speziell markiert. |
2. Teilkonzeptplan Entlastungssystem
|
Im Teilkonzept Entlastungssystem werden kühlende Entlastungsstrukturen, insbesondere grüne, kühle Stadträume, mit den entsprechend verschatteten Zuwegen als Gesamtsystem entwickelt. Bereits heute werden geeignete Flächen und Räume, aber auch die vorrangig zu entwickelnden Bereiche identifiziert. Neben der Qualifizierung von Grünflächen stehen dabei die entsprechende Ausgestaltung von Strassen und Plätzen sowie die Einbindung bislang nicht mitgedachter Strukturen (z.B. Öffnung und Klimaoptimierung von Schulhöfen, Kleingärten, Freibädern) im Vordergrund. Mithilfe des Teilkonzepts Entlastungssystem soll eine flächendeckende Versorgung mit Entlastungsflächen bzw. deren Vernetzung mit verschatteten Strassen und Wegen für die Bevölkerung gewährleistet werden. Synergien mit der ökologischen Vernetzung sind zu berücksichtigen |
3. Teilkonzeptplan Kaltluftsystem
|
Im Teilkonzeptplan Kaltluftsystem ist das Kaltluftprozessgeschehen dargestellt, das für ein angenehmes städtisches Klima von grosser Bedeutung ist. Es geht einerseits darum, die Sicherung und Entwicklung von Kaltluftproduktionsflächen und Leitbahnen grossräumig und gemeindeübergreifend zu koordinieren. Kühle Luft entsteht vor allem am Siedlungsrand der Stadt Aarau, im landwirtschaftlich genutzten Kulturland, insbesondere in den Hanglagen und strömt in den Nachtstunden in das überhitzte Siedlungsgebiet. Aber auch Grünflächen innerhalb der Stadt haben eine hohe bioklimatische Bedeutung. Mithilfe des Teilkonzeptplans zum Kaltluftsystem und der beschriebenen Handlungsansätze soll dieser natürliche nächtliche Kühlungseffekt auch künftig sichergestellt werden. Hierzu soll die Stadt gemeinsam mit den Eigentümerschaften auf klimaökologisch optimierte Projekte hinwirken, insbesondere bei grossen zu überbauenden Arealen. |
Ausblick
Die städtische Klimaanpassungsstrategie bietet eine wichtige Grundlage für die Ergreifung von Massnahmen zur hitzeangepassten Siedlungsentwicklung. Damit die Massnahmen ihre Wirkung entfalten können, müssen diese in möglichst vielen Projekten umgesetzt werden.
In einem nächsten Schritt wird ein dynamischer Aktionsplan für die Stadt Aarau erarbeitet. Mit den Massnahmen sollen die städtischen Abteilungen die Anliegen der Hitzeminderung in ihrem Einflussbereich, in ihren Strategien, in Architekturwettbewerben, in zahlreichen Projekten im Hoch- und Tiefbau sowie in ihrer Beratung verankern.
Weiterführende Links:
Leitfaden «Hitzeangepasste Siedlungsentwicklung» (BVU, 2021)
Bericht Hitze in Städten (BAFU, 2018)
Bericht «Regenwasser im Siedlungsraum» (BAFU, 2022)
Biodiversitätskonzept der Stadt Aarau (Teil 1: Strategien und Ziele; Teil 2: Massnahmen, 2020).
Grosse Grünflächen wie der Friedhof Rosengarten haben eine hohe bioklimatische Bedeutung, da sie entweder selbst Kaltluft produzieren oder ihr als Durchflusskorridore dienen.
Auch auf privaten Grundstücken sind neben Entsiegelungen von Flächen respektive eine hitzeangepasste Materialwahl von Oberflächen sowie die Wiederverwendung des gesammelten Regenwassers wichtige Massnahmen zur Dämmung von Hitzebelastung.
Biodiversitätskonzept und städtische Grünflächen
Eine hohe Biodiversität erhöht die Chance, dass sich Ökosysteme an veränderten Umweltbedingungen anpassen können. Voraussetzungen für eine hohe Biodiversität sind das Vorhandensein ausreichend grosser Flächen sowie eine gute Vernetzung und hohe Qualität und Vielfalt dieser Flächen. Ein wichtiges Instrument zur Erhaltung und Neuanlegung und zur Vernetzung von Flächen ist das Biodiversitätskonzept.
Massnahmen zur Klimaanpassung im Bereich Grünflächen sind bereits seit Jahren ein wichtiges Ziel von Stadtgrün Aarau. Sie pflegen die Park- und Grünanlagen so, dass sie für die kommenden trockenen Jahrzehnte funktionsfähig bleiben. Dies mit folgenden Massnahmen:
- Die in der Vergangenheit nicht ausgeführten Ersatzbaumpflanzungen werden bei Möglichkeit nachgeholt und zukünftig sollen laufend alle Ersatzbaumpflanzungen ausgeführt werden.
- In den letzten Jahren wurden vermehrt Bäume gepflanzt, die trockene und warme Perioden besser ertragen. So wurden vor allem Eichenarten wie Traubeneiche, Stieleiche, Zerreiche gepflanzt.
- Es wird darauf geachtet, dass wo immer möglich der Wurzelraum für die Bäume vergrössert und verbessert wird, positives Beispiel: die 5 Linden am Zollrain.
- Dort wo es Restflächen und Böschungen zulassen, werden Wildheckenpflanzungen mit einheimischen Sträuchern und Saumpflanzen gepflanzt, um Erosionen vorzubeugen und die Luftbefeuchtung durch Verdunstung zu fördern.
- Es sollen möglichst viel Rasenfläche in artenreiche Blumenwiesenflächen umgewandelt werden, positive Beispiele sind: Telliringwiese Westseite, diese grosse Fläche wird seit 2015 nur noch zweimal pro Jahr als Wiese gemäht, sie wurde vorher als Rasenfläche gepflegt; Randfläche Binzenhofspielwiese, diese wurde 2018 als Blumenwiese neu angesät.
- In Etappen sollen die lebensfeindlichen Schotterflächen in öffentlichen Grünanlagen aufgehoben und durch standortgerechte Neupflanzungen erneuert werden. Schotterflächen heizen erwiesenermassen das Mikroklima in den Städten zusätzlich an und beschleunigen den Biodiversitätsverlust. Positives Beispiel: die Schotterfläche entlang Hauptstrasse Aarau Rohr wurde 2018 in eine Staudenpflanzung umgewandelt.
- Durch regelmässige Praxisweiterbildungen werden die Mitarbeitenden befähigt, auch in Zukunft die richtigen Entscheide zu treffen und die richtigen Massnahmen korrekt auszuführen.
Bauminventar der Stadt Aarau
Bäume sind das wirksamste Element zur Hitzeminderung (Klimaanpassung). Sie beschatten die Umgebung und kühlen durch Verdunstung. Ihre volle Wirkung entfalten sie jedoch erst mit fortgeschrittener Grösse und Alter. Stadtbäume spielen auch eine wichtige Rolle für das Kleinklima in den Quartieren und in der Innenstadt. Sie tragen zum Wohlbefinden der Bevölkerung bei, fördern die Naherholung und sind wichtig für die Biodiversität, unter anderem als Lebensraum für Kleintiere, Vögel und Insekten.
Die Zahl und der Raum für Bäume im Siedlungsgebiet nehmen mit zunehmender Verdichtung ab. Sie sind gleichzeitig durch Hitze, Krankheiten und Baustellen bedroht. Durch ihre Bedeutung für Stadtklima, Biodiversität und Stadtbild besteht ein Interesse an ihrem langfristigen Erhalt. Aber ohne Schutzbestimmungen sind sie schutzlos. So verschwinden Privatbäume nach Bauvollendung und werden nicht mehr ersetzt, sie werden gefällt, weil sie Blätter fallen lassen oder Schatten machen, Autos verdrecken, die Aussicht verdecken oder bei Neuprojekten im Weg stehen.
Der Schutz und Erhalt bedeutender Bäume soll gemäss Biodiversitätskonzept der Stadt Aarau gestärkt werden. Grundlage für dieses Vorhaben ist ein Bauminventar. Im November 2020 wurde eine Testphase durchgeführt, bei der verschiedene Inventarisierungsmethoden von Bäumen auf privatem Grund getestet wurden. Gestützt auf die Ergebnisse der Testphase hat die Stadt Aarau beschlossen, die in ihrer Gesamtheit bedeutendste Bäume zu erfassen. Entgegen der ursprünglichen Ansicht, nur Bäume auf privatem Grund zu inventarisieren, wurde der Schluss gefasst, auch die Bäume auf öffentlichem Grund in das Inventar zu integrieren und mit den gleichen Kriterien zu beurteilen. So soll ein umfassender Blick auf die vorhandenen Werte möglich werden. Die Inventarisierung wurde im Juli 2022 abgeschlossen. Das Bauminventar wird bis Ende Jahr 2022 vorliegen.
Eine Übersicht von beeindruckenden Bäumen, die im Rahmen der Vergabe des Klimapreises 2021 «Mein schönster Baum» zur Nominierung eingegeben wurden.
Blutbuche beim Chinderhuus, Platane, Philosophenweg
«Gewinnerbaum»
Hängebuche, Kasinopark Hainbuche, Hans-Hässig-Strasse
Silberweide, Aarestrasse Sillberweiden, Philosophenweg